Einleitung
Wie alle gesellschaftlichen Bereiche verändert sich der Dritte Sektor bzw. die organisierte Zivilgesellschaft – in ihrer Arbeitsweise, in ihrer Zusammenarbeit und Kommunikation: Mehr Digitales und komplexe Projekte in schneller Taktung mit diversen Akteur*innen. Im Zuge dieser Veränderungen nutzt die Privatwirtschaft zunehmend agile Arbeitsmethoden in Kombination mit digitalen Werkzeugen. Sie versprechen mehr Kreativität, Wirksamkeit und Anpassungsfähigkeit. Zusätzlich stützen sie den erforderlichen Kulturwandel hin zu weniger Hierarchie und mehr selbstverantwortlichem Handeln. Im Dritten Sektor finden entsprechende Veränderungsprozesse langsamer statt. Das resultiert zum einen aus der finanziell schwierigen Lage der Organisationen und zum anderen aus der hohen Fluktuation an Mitarbeiter*innen durch ehrenamtliche Strukturen. Nichtsdestotrotz erfordern die speziellen Strukturen und besonderen Herausforderungen zivilgesellschaftlicher Organisationen (Digitalisierung, Fachkräftemangel, flexible Beschäftigungsverhältnisse etc.) bedarfsgerechte Angebote für Arbeitnehmer*innen sowie damit verbundene neue Formen der Arbeitskultur. Agile Prinzipien können diesen Beitrag leisten.
Aber was bedeutet Agilität überhaupt genau? Der Beitrag widmet sich dieser Frage und führt die wichtigsten Konzepte von agilen Arbeitsweisen ein.
„Agilität“ im Projektmanagement
Agilität bedeutet mehr als die Einführung neuer Rollen und Rituale im Arbeitsalltag. Agilität ist ein Mindset: Es geht um unser eigenes Verhalten, unsere Denkweise und unsere Zusammenarbeit mit Anderen. Agile Methoden wurden ursprünglich mit dem Ziel entwickelt, starre Prozesse in der Software-Entwicklung leichter und flexibler zu gestalten (Angermeier, 2017). Diese flexibel gestalteten Prozesse lassen sich auf die heutigen Denk- und Arbeitsweisen in Organisationen übertragen (microTOOL, 2020). Eine agile Arbeitsweise ermöglicht eine schnellere Projektumsetzung und erhöht die Transparenz von Chancen und Risiken eines Projektes im Entwicklungsprozess. Durch die wertschätzende Einbeziehung der Mitarbeiter*innen wächst die Zufriedenheit und damit auch die Qualität und Produktivität eines Projektes. Die gesteigerte Anpassungsfähigkeit der Organisation ist besonders in komplexen und unter Veränderung stehenden Arbeitsfeldern vorteilhaft.
Das Agile Manifest – 4 Grundwerte und 12 Prinzipien
Das Agile Manifest wurde im Jahr 2001 von Softwareentwicklern in Utah mit dem Ziel aufgestellt, die veralteten Arbeitsweisen und Prozesse flexibler und effizienter zu gestalten (agilemanifesto.org, 2001). Es wurden 4 Grundwerte und 12 Prinzipien festgeschrieben, die sich heutzutage auf diverse Branchen und Arbeitsgruppen übertragen und anwenden lassen (EDUTRAINMENT COMPANY GMBH, 2020).
Zu den Grundwerten zählt, dass Entscheidungen, Aktionen und Interkationen von Individuen stets Vorrang vor starren Prozessen haben sollten. Damit einhergehend sollten funktionsfähige Lösungen und Projektergebnisse Priorität vor ausgedehnter Dokumentation haben, sodass bürokratische Abläufe auf das Nötigste reduziert werden. Wichtig ist auch der ständige Austausch mit allen Stakeholdern. Statt aufwendigen Vertragsverhandlungen sollten die Anspruchsgruppen von Anfang an in die Projektentwicklung miteinbezogen werden. Am wohl wichtigsten ist, dass besser auf Änderungen im Projekt reagiert werden kann und somit eine steife Planverfolgung vermieden wird.
Die 4 Grundwerte werden durch die 12 Prinzipien noch einmal konkretisiert und ergänzt. Beispielsweise wird darin festgehalten, dass der ständige Austausch im Team, insbesondere durch persönliche Gespräche, eine essenzielle Grundlage für eine erfolgreiche Organisation ist. Das Projektteam sollte in regelmäßigen Abständen reflektieren, wie es effektiver werden kann, um sein Verhalten entsprechend anzupassen. Darüber hinaus sollten die Auftraggeber*innen, Umsetzer und Benutzer so zusammenarbeiten, dass ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit gehalten werden kann (agilemanifesto.org, 2001).
Traditionelles vs. Agiles Projektmanagement
Die Wirksamkeit des agilen Projektmanagements wird besonders verständlich, wenn der agile mit dem klassischen Arbeitsansatz verglichen wird. Wird ein Projekt anhand der drei Faktoren Ziele, Termine und Kosten determiniert, entstehen folgende Unterschiede zwischen dem klassischen und agilen Projektmanagement:
Während Kosten und Zeitplanung im klassischen Projektmanagement flexibel gehalten werden, geben diese zwei Faktoren im agilen Projektmanagement einen stabilen Rahmen vor. Dies trägt dazu bei, dass das Endprodukt bei sich ändernden Anforderungen kontinuierlich angepasst wird (the project group, 2019).
Um die vielfältigen Unterschiede zwischen klassischen und agilen Arbeitsweisen ausführlicher darzustellen und die praktische Anwendung agiler Methoden nachvollziehbar zu machen, finden Sie ergänzend hierzu einen weiteren Beitrag auf unserer Webseite.
Für einen ausführlicheren Einblick in die Thematik können wir Ihnen folgende Literatur empfehlen:
Häusling, A. (2018). Agile Organisation – Transformationen erfolgreich gestalten – Beispiel agiler Pioniere. Freiburg: Haufe.
Häusling, A., Römer, E. & Zeppenfeld, N. (2019). Praxisbuch Agilität. Freiburg: Haufe.
Quellenverzeichnis
Agilemanifesto.org (Hrsg.), 2001: History: The Agile Manifesto. Link: https://agilemanifesto.org/history.html [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Agilemanifesto.org (Hrsg.), 2001: Manifest für Agile Softwareentwicklung. Link: https://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Agilemanifesto.org (Hrsg.), 2001: Prinzipien hinter dem Agilen Manifest. Link: https://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html. [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Angermeier, Dr. Georg; Projektmagazin (Hrsg.) 2017: Agiles Projektmanagement. Link: https://www.projektmagazin.de/glossarterm/agiles-projektmanagement [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
EDUTRAIMENT COMPANY GMBH (Hrsg.), 2020: Das agile Manifest: 4 Werte-12 Prinzipien. Link: https://www.edutrainment-company.com/das-agile-manifest-4-werte-12-prinzipien/. [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Kanbanize (Hrsg.), 2020: Kanban, eine Erklärung für Einsteiger. Link: https://kanbanize.com/de/kanban-ressourcen/kanban-erste-schritte/was-ist-kanban/ [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Less (Hrsg.), 2020: Introduction to Less. Link: https://less.works/less/framework/why-less.html. [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
MicroTOOL (Hrsg.), 2020: Agiles Projektmanagement. Auf Änderungen schnell reagieren. Link: https://www.microtool.de/wissen-online/was-ist-agiles-projektmanagement/. [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Pfeffer, Joachim; Projektmagazin (Hrsg.) 2019: Scrum. Link: https://www.projektmagazin.de/glossarterm/scrum [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
SAFe (Hrsg.), 2019: Welcome to Scaled Agile Framework 5.0. Link: https://www.scaledagileframework.com/about/. [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
SolidCreativity GmbH (Hrsg.), 2019: Scrum oder Kanban – Welche Methode ist richtig für ihr Projekt? Link: https://agiles-projektmanagement.info/agiles-projektmanagement-einfuehren/#Kontaktinformationen [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
The Project Group, 2019: Klassisches versus agiles Projektmanagment. Link: https://www.theprojectgroup.com/blog/agile-klassische-oder-hybride-projektmanagement-methoden/ [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Yeebase media GmbH (Hrsg.), 2019: Agile Skalierungsframeworks: Safe, Less und Nexus im Vergleich. Link: https://t3n.de/news/agile-skalierungsframeworks-safe-less-nexus-1150190/ [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Yeebase media GmbH (Hrsg.), 2019: Kanban versus Scrum-was sind die Unterschiede? Link: https://t3n.de/news/kanban-scrum-unterschiede-834533/. [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: The Project Group, 2019: Klassisches versus agiles Projektmanagment. Link: https://www.theprojectgroup.com/blog/agile-klassische-oder-hybride-projektmanagement-methoden/ [zuletzt abgerufen am 23.01.2020]
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